Ich wurde schon öfter gefragt, wie es dazu kam, dass ich einen Verlag im Wettbereich gegründet habe. Tatsächlich war dies nicht von Anfang an geplant - vielmehr entstand die Idee aus einer spontanen Eingebung. Als Programmierer wollte ich die bisherigen Lottoziehungen analysieren, doch ich konnte nirgendwo diese Daten in Dateiform erhalten. Das war im Nachhinein gesehen der Grund für die Verlagsgründung. Doch der Reihe nach:
Ich wurde in Balingen auf der Schwäbischen Alb geboren und bin dort aufgewachsen. Meine Begeisterung für Spiele und Wetten zeigte sich schon früh: Bereits mit elf Jahren beherrschte ich das Skatspiel. In meiner Jugend zogen mich vor allem Poker und „17 und 4“ besonders in ihren Bann.
Dennoch war es reiner Zufall, dass ich ausgerechnet in einer Toto-/Lotto-Annahmestelle in Albstadt-Ebingen eine Ausbildungsstelle fand. Während der Ausbildung lernte ich schnell alle staatlichen Glücksspiele kennen. Schon als Lehrling übernahm ich eigenständig den Vertrieb der Lose für die Süddeutsche Klassenlotterie. Die Funktionsweise von Lottosystemen war mir bald geläufig, und auch mit der komplexeren Blockwette der Fußball-Elferwette konnte ich gut umgehen. Damals gab es noch das Rennquintett (Pferdewetten) und Toto spielte eine viel größere Rolle als heute.
In dieser Zeit begann ich, die wöchentlichen Tippvorschauen der Lottogesellschaft zu sammeln. Dank eines guten Kontakts zu einer Archivarin der Staatlichen Toto-Lotto GmbH in Stuttgart konnte ich Jahre später meine Sammlung vervollständigen und auch die Ausgaben bis zurück zur Einführung des Lottos im Jahr 1955 erwerben.
Mit 21 Jahren durfte ich erstmals Spielbanken besuchen. 1980 kündigte ich meinen Job, um Berufsspieler in den Casinos zu werden. Diese Entscheidung führte mich sogar bis nach Las Vegas. Nach einem erfolgreichen Start scheiterte ich jedoch nach wenigen Monaten, da ich die wichtige Selbstdisziplin beim Setzen verlor. Auch mit dem Hintergedanken, Spiel- und Setztechniken für Roulette und Blackjack mithilfe der damals neu aufkommenden PCs simulieren und analysieren zu können, begann ich 1981 in München eine Umschulung zum Programmierer. Für meine Simulationen nutzte ich einen der ersten PCs in Deutschland, einen Tandy Radio Shack TRS 80. Die Ergebnisse meiner Auswertungen waren zwar aufschlussreich, aber auch ernüchternd. Der positive Nebeneffekt war jedoch, dass ich meine Programmierkenntnisse erheblich erweitern konnte.
Nach dieser Phase zog ich mich zunächst aus dem Glücksspielbereich zurück und arbeitete von 1982 bis 1985 in einem Rechenzentrum in Ravensburg im Bereich Lohn und Gehalt. 1985 machte ich mich als Programmierer selbstständig und entwickelte fortan Software für unterschiedliche Branchen.
Erst gegen Ende der 1980er-Jahre kehrte mein Interesse für das Wetten zurück. Ich wollte sämtliche bisherigen Lottoziehungen analysieren, um mögliche Muster zu erkennen. Allerdings stellte ich fest, dass die Lottozahlen nirgends in Dateiform verfügbar waren. Da ich alle wöchentlichen Informationsschriften der Lottogesellschaft gesammelt hatte, erfasste ich notgedrungen die Zahlen manuell und wertete sie nach verschiedenen Gesichtspunkten aus. Die Analysen waren zwar interessant, führten jedoch zu keinen bahnbrechenden Erkenntnissen.
Um den Aufwand nicht umsonst gewesen sein zu lassen, bot ich die erfassten Daten anderen Programmierern an. Im Frühjahr 1990 schaltete ich eine Kleinanzeige im Computer-Fachmagazin „CHIP“ mit dem Text: „Alle Lottozahlen auf Diskette im ASCII-Format.“ Die Resonanz war überraschend positiv! Dies markierte im Nachhinein die Geburtsstunde des Verlags Rolf Speidel. Viele Käufer fragten nach weiteren Daten, sodass ich monatelang daran arbeitete, auch die gezogene Reihenfolge, Gewinnquoten, Anzahl der Gewinner pro Rang, Spieleinsätze, Ziehungsorte, Jackpot-Summen und andere Informationen zu erfassen.
Anfang der 1990er-Jahre baute ich so eine der umfassendsten Datenbanken für Samstaglotto, Mittwochslotto, die Auswahlwette und die Elferwette auf. In den Toto-Datenbanken erfasste ich zusätzlich alle Spielpaarungen mit amtlicher Tendenz, Expertentipps, Spieldauer, Torergebnissen und Toto-Kennziffern. Die Zahl der Abnehmer wuchs stetig, darunter auch Lottoprogramm-Hersteller und sogar die Staatliche Lottogesellschaft selbst. Besonders stolz machte mich, dass die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg interessierte Lottospieler direkt an mich verwies.[Beispiel - Original-Rechnung aus dem Jahr 1991].
Auf Wunsch der Käufer entstanden schließlich erste Druckwerke. Diese dokumentierten sämtliche bisherigen Lottoziehungen in Buchform, jahrweise aufbereitet, mit Gewinnzahlen, Quoten und Häufigkeitsstatistiken. Es folgten weitere Veröffentlichungen, etwa Statistiken über Dreier-, Vierer- und Fünferkombinationen sowie TOP-Reihen-Statistiken, die die erfolgreichsten Reihen pro Rang zeigten.
Ab 1994 begann ich mit dem Verkauf spezieller Lotto- und Totosoftware, die damals noch für das Betriebssystem DOS entwickelt wurde. Zu den Programmen gehörten der "Tipp-Verwalter", "Lotto-Champion", "Lottoprofi", "SysGen", "TopSys" und natürlich "Goldfinger.“ Seit dem Zeitalter von Windows vertreibe ich das Lotto- und Auswahlwette-Programm „Merlin“, für Eurojackpot und EuroMillions „EJack 2022“ und für Keno „KenoMax“ vom PC-Service Rolf Martin aus Balingen. Den „HOT-Zahlenfinder“ und „Lotto-BTC“ habe ich selbst 2022 bzw. 2024 entwickelt.
Für die Elferwette vertrieb ich früher „Uniprogram“, „Quotenjäger“, „Dr. Toto“, „TotoVEW“, „Goalgetter“ und „Archimedes“ an. Seit der Einführung der Dreizehnerwette konzentriere ich mich ausschließlich auf den Vertrieb von „TotoMaxIII.“
Ebenfalls ab dem Jahr 1994 erfolgte der Vertrieb von Systembüchern für Lotto und Toto für die unterschiedlichsten Spielstrategien. Aufgrund meiner Anzeigen wurde Wolfgang Teschner auf mich aufmerksam und sprach mich an. Er sagte, er könne Systeme entwickeln und deren Garantie-Verhältnisse exakt berechnen. Und nicht nur das! Wie sich schnell zeigte, konnte er die ganze Thematik auch noch gut beschreiben und übersichtlich darstellen! Es entstand eine sehr erfolgreiche, bis heute andauernde Partnerschaft mit dem von ihm gegründeten System-Verlag, dessen komplettes Buchsortiment ich vertreibe. Im Laufe der Jahre habe ich selbst ein paar Bücher geschrieben, für die Elferwette „9D99 - 9 Dreiwege in 99 Tippreihen“ sowie „Tippbildsysteme mit 6-3-2“, für Lotto den „Sechser-Jäger“, „HOT 18“, die „Lotto-Formel 49/49“, „Lotto-Formel 49/80“, „49/163/6 - Das Weltrekordsystem“, „Die besten Lottosysteme mit 36 Zahlen“, „Die besten Diagonalsysteme für Lotto und Keno“ und „Die besten Diagonal-Systeme für EuroMillions und EuroJackpot.“
Es steckt schon etwas Wahres in der Weisheit: „Wenn das Hobby zum Beruf wird, bleibt das Hobby auf der Strecke!“ Deshalb sind Spielbanken für mich schon lange kein Thema mehr. Privat spiele ich vor allem Fußballtoto. Dank einiger vier- und fünfstelliger Treffer bin ich im Überschuss - so macht Tippen richtig Spaß!
Von 2016 bis 2021 betrieb ich Tippgemeinschaften für die Dreizehnerwette. Wir waren sehr erfolgreich und hatten in dieser Zeit drei Dreizehner und etliche Dutzend Zwölfer. Im August 2020 trafen wir als alleinige Gewinner den sechsstelligen Jackpot! Es war der höchste Tototreffer in diesem Jahr in Baden-Württemberg. Über den Gewinn wurde auch in der Presse berichtet, unter anderem in der Ausgabe 38/2020 im „glüXmagazin“, dem wöchentlichen Kundenmagazin der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. Zum Leidwesen aller Mitspieler musste ich den Betrieb Anfang 2021 einstellen. Die Anforderungen für die Aufnahme in die „Whitelist“ für Anbieter im Glücksspielbereich sind für mich als Einzelunternehmer eine zu hohe Hürde. Das war echt schade, denn wir waren sehr gut unterwegs und lagen dank unserer überdurchschnittlichen Rückläufe vor allem im letzten Jahr deutlich im Überschuss!
Abschließend möchte ich betonen, dass ich als meinen größten Gewinn das inzwischen erstaunlich lange Überleben meiner unheilbaren Krebserkrankung bei bislang guter Verfassung betrachte. Am 23.01.2025 waren das bereits unglaubliche 27 Jahre! Dabei gab es einige Ereignisse, die sich im Nachhinein als lebensrettend erwiesen. Ich fühle mich daher wie ein absoluter Glückspilz! Besonders geholfen hat mir, dass ich immer offen mit meiner Erkrankung umgegangen bin. Mein Lebensretter Nummer eins ist Prof. Dr. Henning Dralle, einer der besten Chirurgen, der mich dreimal operierte.
Einen großen Anteil an der Bewältigung meines Schicksals hatte auch meine Ex-Frau Petra: Sie heiratete mich trotz der 1998 bei mir diagnostizierten Erkrankung an einem seltenen, aber glücklicherweise langsam wachsenden sporadischen medullären Schilddrüsenkarzinom („MTC“ bzw. „C-Zell-Karzinom“) und einer völlig ungewissen Zukunft. Auch wenn wir heute nicht mehr zusammen sind, werde ich ihr immer dankbar sein, denn durch sie konnte ich eine große mentale Stärke entwickeln. Die Wissenschaft bestätigt, dass das psychische Wohlbefinden in engem Zusammenhang mit der körperlichen Gesundheit steht. Ich glaube, dass dies auch auf mich zutrifft. Generell halte ich eine starke und positive Psyche für äußerst wichtig!
Die Auseinandersetzung mit einer solchen Erkrankung lässt einen die wahren Werte im Leben erkennen. Seither ist mir bewusst: „Materieller Erfolg ist zwar schön, aber es gibt Wichtigeres!“ und "Never give up!"
Mein erster Computer 1981: Tandy „TRS 80“ mit Kassetten-Laufwerk zur Datenspeicherung, 4 KB ROM (enthielt das Betriebssystem), 4 KB RAM (Hauptspeicher). Mein erster Drucker war ein EPSON FX-80 9-Nadel-Matrixdrucker.
Ein wichtiger Grundstein für den heutigen Verlag war der Besitz aller Toto/Lotto-Vorschauen aus Baden-Württemberg seit dem Jahr 1955. Die WB-Toto-Vorschau war der Vorgänger des „glüXmagazin“. In der abgebildeten Ausgabe 15/1958 wird verkündet, dass jetzt auch die Baden-Württemberger Lotto spielen können
Bildnachweis: © Rolf Speidel Porträt, © Tandy Radio Shack, PC, © Staatliche Sport-Toto GmbH, WB-Toto